Corona und seine Herausforderungen bestimmen unseren Alltag. Diverse Ratgeber und Online-Angebote wollen die Menschen dabei unterstützen, die Krise besser auszuhalten... doch was bedeutet "aushalten" eigentlich?
Wenn wir davon sprechen, etwas "auszuhalten", dann verwendet der Fachjargon das Wort "Resilienz". Doch was bedeutet Resilienz eigentlich? Wie lässt sich sich erwerben iSv. entwickeln? Und wie lässt sich diese - idealerweise - noch weiter ausbauen?
Resilienz = psychische Widerstandsfähigkeit
Unter Resilienz versteht man die "Fähigkeit, Krisen zu bewältigen und sie durch Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen als Anlass für Entwicklungen zu nutzen".
Diese Definition legt nahe, dass man Resilienz im Laufe seines Lebens entwickeln und weiter ausbauen kann.
Erstaunlicherweise haben Untersuchungen ergeben, dass Menschen, die in identen Lebensverhältnissen (zB als Geschwister in derselben Familie) groß geworden sind, dennoch unterschiedliche Fähigkeiten entwickelt haben, mit Herausforderungen des Lebens umzugehen. Resilienz ist also etwas, das sich lernen und entwickeln lässt - und dennoch auch immer eine hohe individuelle Komponente in sich trägt.
Aber wie genau können wir die individuelle Resilienz lernen und entwickeln? Und was bedeutet das im Angesicht einer globalen Krise, die massive gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen hat?
Die 7 Säulen der Resilienz
1. Optimistisch sein
Optimistisch sein... nun, das klingt einfach, logisch und - in Wien würden wir sagen - no na! Es ist jedoch das Eine, sich selbst als positiv und optimistisch zu erleben... wenn wir uns gleichzeitig eingestehen müssen, dass wir mitunter "problem-orientiert" sind.
Optimistische Menschen gehen davon aus, dass diese Krise vorübergehen und die Dinge einen guten Verlauf nehmen werden. Zugegebenermaßen ist das schwierig in Zeiten wie diesen, in denen die täglichen Nachrichten von Horrormeldungen und negativen Zukunftsszenarien bestimmt sind. Auch die Unsicherheit, wie in dieser Krise nun am besten zu agieren sei, hilft nur wenig dabei, optimistisch zu sein.
Optimisten wissen, dass sie ihr eigenen Leben in die Hand nehmen und gestalten können. Sie sehen hoffnungsfroh in die Zukunft und sind davon überzeugt, dass es gute Möglichkeiten geben wird.
+) Was ist gut an der jetzigen Situation?
+) Wie können Sie Ihren Alltag gestalten, damit er ideal wird?
+) Wenn jetzt schon alles gut ist, wie kann es noch besser werden?
+) Was werden Sie aus der Krise mitnehmen und als Gewinn daraus in Ihrem Leben danach verankern?
2. Situationen akzeptieren
Situation zu akzeptieren bedeutet auch, die Vergangenheit loszulassen.
Viele beklagen sich gerade derzeit darüber, dass sie nur wenig Kontakt zu Familienmitgliedern oder anderen wichtigen Menschen haben können. Die sozialen Einschränkungen erlauben uns nur eingeschränkten Kontakt über moderne Hilfsmittel, in dem direkte Kontakte und Berührungen fehlen.
Etwas zu akzeptieren bedeutet jedoch auch, es so anzunehmen wie es jetzt ist. Immerhin "haben" wir unsere lieben Menschen ja immer noch, auch wenn wir sie nicht physisch berühren können.
+) Es ist so schön, euch zu sehen! (sagt Oma, wenn sie ihre Enkel über facetime oder andere Tools "sehen" kann)
+) Wie sieht mein Alltag aus und wie mache ich das Beste daraus?
+) Was ist das Gute an meiner jetzigen Situation?
+) Was sind 3 gute Dinge, die heute passiert sind?
3. Zu Lösungen kommen
Wir haben also die neue Situation akzeptiert und stehen ihr und der Zukunft optimistisch gegenüber. Nun ist es an der Zeit, neue Ziele zu formulieren und diese realistisch anzugehen.
+) Was könnte ich angehen, wofür ich nun viel Gelegenheit habe?
+) Wie könnte ich mein Ziel in kleinen Zwischenzielen erreichen?
+) Was macht es mit mir, mir neue Ziele zu setzen und zu spüren, wie viel Kraft und Freude in der Umsetzung stecken kann?
+) Welche Zufriedenheit werde ich empfinden, wenn ich mein Ziel erst erreicht habe?
4. Opferrolle verlassen
Johann Wolfgang von Goethe wusste schon, dass Erfolg (nur) 3 Buchstaben hat: T - U - N.
Die passive Opferrolle zu verlassen, bedeutet schon automatisch, aktiv werden zu müssen.
+) Wie kann ich aktiv werden?
+) Worauf warte ich sonst? Und was hält mich eigentlich davon ab, anstatt darauf zu warten, es selbst anzugehen?
+) Wie kann ich aktive Zeiten mit entspannenden Erholungszeiten abwechseln?
+) Welche vielleicht noch so verrückte Idee wartet bis jetzt darauf, (von mir) umgesetzt zu werden?
5. Verantwortung ergreifen
Verantwortung übernehmen bedeutet die Initiative zu ergreifen. "Jeder Moment eines Tages bietet die Chance, neu anzufangen..." Wir haben die Freiheit, uns immer wieder neu zu (er)finden.
Also: Nicht vor der Verantwortung drücken, neue Initiativen setzen (aber auch Anderen die Möglichkeit geben, ihren Anteil an Verantwortung zu übernehmen!).
+) Wie übernehme ich (wieder) die Verantwortung für mein Leben?
+) Was will ich, was will ich nicht?
+) Und wie gehe ich es an, das, was ich nicht will, zu ändern oder zu verbessern?
+) Wie kann ich meine Wünsche äußern, damit mein Gegenüber die Möglichkeit hat, sie zu auch erhören (anstatt sie zu erraten)?
6. Kontakte entwickeln
Resiliente Menschen haben auffallend oft ein großes Netzwerk an Menschen, die ihnen zuhören oder sie unterstützen. Bereits das Wissen um die bloße Existenz eine solchen Netzwerkes gibt uns das Gefühl der inneren Stärke und Zuversicht.
Für die Netzwerkbildung benötigen wir Empathie, also die Fähigkeit, uns in Andere hineinzuversetzen. Da Kommunikation ja immer beidseitig ist, hören wir anderen Menschen zu und können sie unterstützen - genauso wie umgekehrt.
Ein weiterer angenehmer Nebeneffekt dieser Säule ist auch, dass wir uns nicht mehr so alleine fühlen. Wir haben die Möglichkeit, uns mitzuteilen, erleben, wie uns jemand zuhört und bekommen im besten Fall wertvolle Hinweise, was wir (selbst) tun können.
+) Welche hilfreiche und wertvolle Menschen habe ich bereits in meinen Leben?
+) Wie kann ich diese Kontakte noch weiter pflegen oder sogar ausbauen?
+) Was ich kann ich (noch mehr) dazu beitragen, als hilfreich und wertvoll für andere Menschen zu gelten?
+) Wen habe ich schon lange nicht mehr gehört... und rufe einfach jetzt mal an?
7. Zukunft planen
Wir haben immer die Wahl - so auch in der Krise. Entsprechend der eigenen Möglichkeiten realistisch die Zukunft zu planen und sie sich auszumalen, bringt neuen Elan und die Gewissheit, die Krise bewältigen zu können.
+) Wie möchte ich zukünftig leben?
+) Wie möchte ich zukünftig arbeiten?
+) Wie kann ich mich aktiv und bewusst auf meine Zukunft vorbereiten?
+) Wie wird es sich anfühlen, wenn ich die Krise überwunden haben werde und meine Vision leben kann?
Naja, ganz nette Fragen, aber wozu soll das gut sein?
Der Mensch ist ein Gewohnheits"tier". Im Alter von 25 Jahren verfestigen sich üblicherweise die Neuronen-Verbindungen im Gehirn: Unsere Überzeugungen werden zu unseren Gewohnheiten. Sinn dieser Übungen ist es, an den eigenen Überzeugungen zu arbeiten und die Welt anders zu sehen.
Sich ernsthaft mit den Fragen zu den Säulen der Resilienz zu beschäftigen, bedeutet daher auch, neue neuronale Netzwerke im Gehirn zu etablieren. Die wiederholte Beschäftigung mit diesen Fragen ermöglicht uns eine nachhaltige Änderung unserer Einstellungen... und eine Stärkung unserer Resilienz und damit der Fähigkeit, gut durch die Krise zu kommen.
Hätten Sie gerne Unterstützung dabei?
Gerne, jederzeit. Auch in Zeiten von Corona bieten meine KollegInnen bei FONDAVO und ich Unterstützung für Menschen an - gerne auch ganz bequem online oder über Video-Konferenzen.
Oft hilft die Sicht von Außen, um noch besser zu erkennen, wo Sie bereits über ausgeprägte Fähigkeiten und Stärken verfügen - und wie Sie diese noch weiter ausbauen können.
Für Kontakte von FONDAVO KollegInnen besuchen Sie bitte www.fondavo.com.
Für meine Unterstützung kontaktieren Sie mich gerne unter mail@andreacantele.com.
Bleiben Sie gesund, zuversichtlich und vergessen Sie nicht:
“Den Wind kann man nicht verbieten. Aber man kann Windmühlen bauen.” (holländisches Sprichwort)
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